Was bringen Impfungen wirklich?

Kleiner Pieks, aber großer Streit: Bereits seit einigen Jahren wird über die Notwendigkeit von Impfungen in der Gesellschaft diskutiert. Dabei haben sowohl Befürworter als auch Gegner von Impfmitteln gute Argumente. Wer hat nun Recht?

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Ist Impfen notwendig?

Impfgegner gibt es bereits seit der Pockenschutzimpfung Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals führten die Gegner der Spritze verschiedene Gründe an: Zum einen richtete sich ihre Kritik an die mangelnde Wirksamkeit und die vielen Nebenwirkungen von Impfungen. Auf der anderen Seite wollten sie sich gegen staatliche Zwangsmaßnahmen zur Wehr setzen, die Impfungen vorschrieben. Heute stehen besonders die Notwendigkeit von Impfungen, aber auch der vermeintliche Lobbyismus der Pharmaindustrie in der Kritik der Gegner.

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Sollte Impfen Pflicht sein?

Seit dem Masernausbruch in Berlin im Oktober 2014 sind über 1.200 Menschen daran erkrankt. In den Medien war sogar von einer „Masernwelle“ die Rede. Zwar sind die Zahlen rückläufig, eine Entwarnung gibt es vom Landesamt für Gesundheit und Soziales jedoch noch nicht. Im Juni trafen sich deswegen Experten zur nationalen Impfkonferenz in Berlin. Bei der Veranstaltung wurde darüber diskutiert, wie die Krankheit ausgerottet werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, sind sich viele Experten einig, dass noch höhere Durchimpfungsraten in der Bevölkerung nötig sind. Doch was sagen die Gegner der Spritze dazu?

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Der Erfolg als Gegner

Experten und Mediziner reden in Deutschland von einer „Impfmüdigkeit“. Da viele Krankheiten nur noch selten auftreten, gehen große Teile der Bevölkerung davon aus, dass Impfen unnötig ist. Der Erfolg des Impfens ist somit auch gleichzeitig sein Gegner. Erst seit dem heftigen Masernausbruch in Berlin wird wieder öffentlich über das Thema Impfen debattiert. In den Debatten geht es nicht um Schutzimpfungen vor Krankheiten wie Malaria oder Gelbfieber – die eher bei Reisen ins Ausland relevant sind – sondern um Impfungen wie beispielsweise gegen Pocken, Kinderlähmung oder Hepatitis. Somit steht hier vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob sich Eltern bei ihren Kindern für oder gegen Schutzimpfungen entscheiden.

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Die offiziellen Befürworter

Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt die offiziellen Impfempfehlungen für Deutschland heraus. Sie ist Teil des Robert-Koch-Institutes (RKI) und setzt sich stark für das Verabreichen der Mittel ein. Auf der Webseite der STIKO bezieht die Kommission Stellung dazu, weshalb Impfen ihrer Meinung nach wichtig sei. Dabei argumentiert die STIKO mit Erkenntnissen der Vereinten Nationen, wonach der Rückgang der Säuglingssterberate, die Zunahme der Lebenserwartung und der Rückgang vieler übertragbarer Krankheiten nur durch die Gabe von Impfmitteln erreicht werden konnten. Weiter gebe es in der Wissenschaft keine Zweifel daran, dass Schutzimpfungen zu den sichersten und auch wirksamsten Vorsorgemaßnahmen gehören, über die die Medizin heute verfüge.

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Dank den anderen geschützt sein

Viele Gegner von Impfmitteln argumentieren damit, einige Krankheiten würden in Deutschland nur sehr selten oder gar nicht mehr auftreten, weshalb es unnötig sei, sich gegen sie impfen zu lassen. Die Kommission des RKI begründet diese Tatsache jedoch wie folgt: Geimpfte Menschen schützen nichtgeimpfte. Denn bei genügend hoher Beteiligung einer Gesellschaft an Impfungen, kann dies zu einer sogenannten „Herdenimmunität“ führen, welche dazu führt, dass die geimpfte Mehrheit die ungeimpfte Minderheit beschützt. Bei Masern ist dafür eine hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung nötig – 90 bis 95 Prozent der Menschen innerhalb einer Gesellschaft müssen geimpft sein, damit nichtgeimpfte geschützt sind. Durch die Herdenimmunität kann sich der Erreger nicht ausbreiten. Diese Tatsache führte dazu, dass Pocken nahezu ausgerottet werden konnten. Und das, obwohl Pocken über die Jahrtausende die meisten Todesopfer gefordert hatten. Erfunden wurde die Impfung gegen die gefährliche Infektionskrankheit von Edward Jenner im Jahre 1796.

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Impfempfehlungen der Länder

In Deutschland ist es vorgesehen, dass jedes Bundesland eine Impfempfehlung an seine Bürger und Bürgerinnen herausgeben soll. Die Bundesländer sind aufgrund des Infektionsschutzgesetzes sogar dazu verpflichtet, dem nachzukommen. Es wird seitens des Bundes darum gebeten, die Menschen dringend zu Schutzimpfungen aufzufordern. Darüber hinaus versteckt sich in diesen Anweisung noch eine wichtige Information: Der Staat muss eine Entschädigung leisten, falls es durch eine solche Impfung zu einer gesundheitlichen Schädigung des Individuums kommen sollte.

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Wie sicher sind Impfungen?

Die STIKO aktualisiert ihren Impfkalender je nach veränderter medizinischer Lage – der Kalender ist über ihre Homepage in der aktuellsten Version abrufbar. In diesem finden Interessenten Empfehlungen zu den Standardimpfungen – das bedeutet, in welchem Alter welche bestimmte Schutzimpfung erfolgen soll. Zudem wird über die Sicherheit von Impfungen aufgeklärt. Demnach seien typische Beschwerden nach einer solchen Injektion in erster Linie Rötung, Schwellung oder auch Schmerzen an der Impfstelle. Manche Menschen reagieren zudem mit Fieber oder haben Kopf- und Gliederschmerzen. Als Grund dafür wird die unerwünschte Auseinandersetzung des menschlichen Immunsystems mit dem Impfstoff genannt. Im Normalfall sollten die Symptome jedoch nach wenigen Tagen abgeklungen sein.

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Wenn es zu Komplikationen kommt

Wer nach einer Impfung stärkere Beschwerden feststellt, die über die normalen Symptome hinausgehen, muss seiner Meldepflicht nachgehen und die eventuelle gesundheitliche Schädigung bekanntgeben. Der behandelnde Arzt gibt diese Information schließlich an das Gesundheitsamt weiter. Für Impfschäden gilt ein Entschädigungsrecht. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat auf seiner Homepage eine Datenbank von Verdachtsfällen angelegt, in der mögliche, durch eine Impfschädigung hervorgerufene, Symptome nachgeschlagen werden können. Das PEI ist das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Trotz aller möglichen Nebenwirkungen empfiehlt die STIKO, genauso wie auch Impfbefürworter im Allgemeinen, Schutzimpfungen zu verabreichen.

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Für eine natürliche Entwicklung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte geplant, die Masernkrankheit bis zum Jahr 2020 auszurotten. Nun tobte die Infektion nicht nur in Berlin sondern beispielsweise auch in den USA. Schuld an dieser Lage sollen besonders die Impfgegner haben. Diese stammen meist aus einer gebildeten Schicht, sind jung und wollen möglichst „natürlich“ leben. Dazu zählt für sie – neben einer natürlichen Geburt – auch, die eigenen Kinder nicht impfen zu lassen. Impfskeptiker gehen davon aus, dass ein Kind durch das Erleiden einer Krankheit wie Masern, stärker aus dieser hervorgeht, da der Körper selbst gegen den Erreger ankämpfen muss, um sich für die Zukunft zu immunisieren. Viele Eltern möchten ihre Säuglinge nicht bereits kurz nach der Geburt einer Spritze aussetzen und setzen auf den so genannten Nestschutz. Dieser Schutz basiert auf der Übertragung von Antikörpern von der Mutter auf das Kind am Ende der Schwangerschaft. Ein solcher Schutz kann das Neugeborene bis zu einem halben Jahr mit den Antikörpern der Mutter schützen, bevor diese im Körper abgebaut werden.

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Fehlende Wirkung

Ein weiteres Argument, welches stets von Impfskeptikern angebracht wird, ist die vermeintlich fehlende Wirkung der Stoffe. Impfungen seien deswegen unnötig, weil der Körper auch ohne diese fähig wäre, gegen einen Erreger anzukämpfen. Außerdem seien viele Krankheiten – wie beispielsweise die Kinderlähmung – in unseren Breitengraden bereits ausgerottet, weshalb eine weitere Gabe des Stoffes überflüssig sei. Damit zusammenhängend gehen Impfskeptiker davon aus, dass nicht die Impfprogramme zur Ausrottung der Krankheiten geführt haben, sondern die allgemein verbesserte gesundheitliche Versorgung sowie die gute Hygienesituation in westlichen Industrieländern.

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Die kapitalistische Pharmaindustrie

Den größten Feind sehen die Gegner von Impfungen in der Pharmaindustrie. Da sie oftmals davon ausgehen, dass die Impfstoffe an sich keine oder nur bedingt eine Wirkung haben, machen sie die kapitalistische Pharmaindustrie für die Verbreitung der Stoffe verantwortlich. Dieser soll es lediglich darum gehen, mit den Impfmitteln Geld zu verdienen. Außerdem würden viele der Stoffe giftige Zusätze wie Aluminiumhydroxid oder Formaldehyd enthalten, die der Gesundheit eher schaden, als ihr zu helfen. Genau diese Zusatzstoffe seien somit auch für gefährliche Nebenwirkungen von Impfungen verantwortlich. Zwar wurde längst wissenschaftlich widerlegt, dass ein Zusammenhang der giftigen Stoffe und Krankheiten wie Autismus bestehe, doch glauben viele Skeptiker noch immer an sehr negative Auswirkungen der Stoffe.

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Zur richtigen Entscheidung kommen

Sowohl Impfgegner als auch die Befürworter, haben plausible Argumente, um ihre Meinung zu vertreten. Auch unter Medizinern und Homöopathen finden sich beide Seiten wieder. Doch wer hat nun Recht? Der Verein Ärzte für individuelle Impfentscheidungen bietet die Möglichkeit an, sich individuell zu Impfungen beraten zu lassen. Außerdem wird generell von Medizinern empfohlen, sich gut über das Thema zu informieren. Auch darüber, welche Konsequenzen eine Entscheidung mit sich bringen kann. Ungeimpfte Kinder könnten somit das Risiko neuer Krankheitsepidemien darstellen oder gewisse Gruppen der Gesellschaft – wie sehr alte Menschen – durch eine mögliche Erkrankung gefährden. Daher ist die individuelle Entscheidung auch immer eine Entscheidung, die für die Gesellschaft, in der man lebt, getroffen wird.

Impfung: Kleiner Pieks mit großen Folgen?

Impfungen werden seit Jahren kontrovers diskutiert: von der umstrittenen Krebsvorsorge HPV bei Mädchen bis hin zur Kleinkind-Impfung. Impfstoffe sind nicht ohne Nebenwirkungen. Welt der Wunder zeigt einen Fall, bei dem es nach der Impfung zu schweren gesundheitlichen Schäden gekommen ist.

von Deana Mrkaja

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